Happy 95!
Sturmtief Franziska brachte die Weihnachtswelle
Für den Donnerstag sagten alle relevanten Wettermodelle das recht seltene Phänomen der Leewellen im Oberrheingraben vorher. Trotzdem gehört immer etwas Abenteuerlust, etwas Ausprobieren zu dieser Version des lautlosen Luftsports dazu.
Noch am Vorabend warnten einige Experten, die im Frontbereich von Tief Franziska herbeigeführte Feuchte in Form von Stratuswolken und Regenschauern würde das Fliegen an der Haardtkante unmöglich machen.
Trotzdem trafen die ersten Segelflieger am Donnerstagmorgen noch im Dunkeln auf dem Flugplatz in Lachen-Speyerdorf ein. Bei einem frischen Kaffee versammelte man sich im Clubheim, draußen prasselten noch die Regenschauer auf das Hallendach, bevor der kräftige Wind einsetzte.
Dann ist es jedes Mal wie eine Offenbarung: die Wolkendecke reißt auf, die Sonne scheint durch eine immer größer werdende Lücke auf die diesmal grüne Landschaft der Weinstraße.
Zeit für die Segelflieger die Hallentore aufzuschieben und mit vereinten Kräften die Flugzeuge startklar zu machen für die Höhenflüge.
Noch wichtiger neben dem Fluggerät ist bei den winterlichen Flügen allerdings die persönliche Ausstattung der Pilot und Pilotinnen. Warme Skikleidung gegen die kalten Temperaturen, Fußsohlenheizung und Wollmütze gehören zur Standartausstattung. Aber auch die Verpflegung und Entsorgung bei den frostigen Temperaturen in großer Höhe stellen eine Herausforderung da: eine gefrorene Banane kann man auch lutschen, ein gefrorener Apfel ist nicht essbar.
Ab Flughöhen von 4000m braucht der menschliche Körper Höhensauerstoff, um die abnehmende Luftdichte auszugleichen. Das lässt sich auch im Segelflugzeug mit kleinen Sauerstoffflaschen und Nasenkanülen bewerkstelligen.
Als am Donnerstag gegen Mittag die ersten Schleppzüge mit den Segelfliegern starten, sind die optischen Eindrücke überwältigend: während in der Südpfalz die Kollegen auf dem Flugplatz Landau-Ebenberg im Regen stehen, kann man von Neustadt aus durch eine große Föhnlücke in die Leewelle als Segelflieger einsteigen, und mit konstantem Steigflug schnell über die untersten Wolkenschichten steigen.
Das akustische Variometer zeigt mit hohem Piepsen die guten Steigwerte an, der zunehmende Wind lässt das Flugzeug fast auf der Stelle stehen. Es geht nach oben wie im Fahrstuhl.
Doch dann kommt bei der ersten Kurve die klassische Höhenbewölkung einer Leewelle in Sicht: die Lenticularis-Wolke. Eine Eiswolke in Linsenform, vom fast 100 km/h starken Wind geformt im aufsteigenden Ast der ersten Schwingung. Diesmal über der Vorderpfalz sogar als mehrfach übereinander gestapelte Version. In den Cockpits werden die Handykameras gezückt und das geniale Naturschauspiel festgehalten, während die Segelflugzeuge mit konstantem Steigflug an die Grenzen des Luftraumes stoßen.
Eigentlich gibt es seit diesem Winter ja das spezielle Wellenfenster für die Segelflieger, das die Freizeitpiloten in großen Höhen vor den dicken Verkehrsfliegern schützen soll. Doch als die ersten Neustädter Piloten gegen 14 Uhr die Flughöhe von 3000m erreichen, müssen sie den Steigflug an der Lenti-Wolke stoppen. Die Luftverteidigung hat kurzfristig ein Übungsgebiet über dem Pfälzerwald aktiviert, da ist leider kein Platz mehr für die Wellenflieger.
Gegen 15.30 Uhr wird es dann Zeit für die Segelflieger die Luftbremsen auszufahren und wieder abzusteigen. Die Föhnlücke erlaubte es zwischen Edenkoben und Grünstadt über die Wolkendecke zu steigen, doch jetzt kommen von Süden die nächsten Regenschauer hereingezogen. Das Naturschauspiel findet ein schnelles Ende.
Als die Flugzeuge wieder sicher verstaut und die Hallentore auf dem Lilienthal-Flugplatz wieder geschlossen sind, ist es so wie am frühen Morgen: dunkel und regnerisch.
Der Flugplatz gehört jetzt wieder den Schafen, doch die Segelfieger hatten schon ihre Weihnachts-Bescherung!
Neues Fenster für die Haardtwelle
Die jahrelangen Bemühungen um eine vereinfachte Möglichkeit des Wellensegelflugs in der Haardtwelle auch über die Flugfläche 100 (~3000m) hinaus wurden diesen Herbst mit der Veröffentlichung eines Segelflugsektors Haardt durch die DFS belohnt.
Luftraumreferent Thomas Buch konnte mit der DFS Langen eine Betriebsabsprache treffen, die ab diesem Winter die Nutzung der Haardtwelle innerhalb des veröffentlichten Gebiets bis zur Flugfläche 160 erlaubt.
Eine Einweisung in die Regularien und eine Freigabe durch FIS zum Einflug in den Wellensektor sind Pflicht. Entfallen ist die Transponderpflicht, sodaß auch die zahlreichen Segelflugzeuge ohne Transponder für die Flüge über FL100 genutzt werden können.
Die langjährige Statistik zeigt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Starkwindlagen während der Feiertage bzw. Anfang Januar.
Mal schauen, wer die neue Wellenflugmöglichkeit als erstes nutzen kann!
Ziellanden 2022
Am letzten Oktober-Wochenende konnten sich unsere Segelflug-Pilot*innen wieder beim Ziellanden messen:
Neu-Flugscheininhaber Christian Isler zeigte sich nach seiner bestandenen SPL-Prüfung in optimalem Trainingszustand: mit dem AstirCS landete er im Optimalfeld, kassierte 500 Punkte und konnte sich Hoffnung auf das Siegerpodest machen.
Doch unser langjähriger Ausbildungsleiter Kalle Enderle spielte seine ganze Routine und Erfahrung aus, sammelte in der Addition noch zwei Punkte mehr als der Newcomer aus Diedesfeld.
Raphael Norek, der am Samstag noch die Zwischenwertung angeführt hatte, landete mit 991 Zählern auf dem dritten Platz.
OLC- 2.Bundesliga – Klassenerhalt geschafft!
Nach Runde 17 von 19 stand der FSVN mit 102 Punkten auf einem vermeintlich sicheren Platz 20 in der Tabelle. Doch für die beiden letzten Wochenenden war klar, dass nur ein Minimal-Ergebnis von einem Punkt für die Mannschaft drin war: alle Vereinsflugzeuge wurden abgebaut, die große Mehrheit der Vereinspiloten war durch die Organisation der Quali-Meisterschaft in Lachen-Speyerdorf am Boden gebunden. Nur Steffen Schmidt würde als Teilnehmer der Quali einen Wertungsflug einreichen können.
Würde es also zum Klassenerhalt reichen? Die Statistik zeigte eine positive Tendenz, noch nie war ein Verein, der mehr als 100 Gesamtpunkte erreicht hatte, abgestiegen. Die Mathematik zeigte aber auch, dass es theoretisch noch möglich war, dass die Lachener Piloten in 2023 in der Landesliga fliegen müssten.
Am Sonntag nach der Siegerehrung des Quali-Wettbewerbs war dann der Lilienthal-Flugplatz wieder im Normalbetrieb und zumindest ein Neustadter Pilot konnte die gute Wolkenthermik über dem Pfälzerwald zu einem Liga-Flug nutzen: Uli Steichlechner erreicht mit der ASG29 eine Schnittgeschwindigkeit von 101 km/h.
Das brachte den letzten Zähler für die Gesamtwertung: mit 104 Punkten steht Neustadt nun zum Saisonabschluß auf Platz 21, drei Plätze vor dem ersten Absteiger, dem Aeroclub Berlin.
Für die rheinland-pfälzischen Vereine war es keine einfache Saison: der AC Nastätten aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz rettete sich im Schlussspurt aus der Abstiegszone, leider abgestiegen in die Landesliga ist der SSV Ludwigshafen.
Um den Aufstieg in die 1. Bundesliga gab es in der letzten Runde ein wahres Foto-Finish: die SFG Bensheim schaffte es auf Platz sechs und ist 2023 damit erstklassig. Die FG Freudenstadt zog leider gegen die FSG Schwarze Heide (NRW) den Kürzeren: bei Punktgleichstand entschied die um 40 km/h geringere Gesamtsumme der Wertungsgeschwindigkeiten gegen die Schwarzwälder.
Erfreulich ist die Breite des Mannschafts-Ergebnisses der Bundesliga-Piloten aus Neustadt: 10 Piloten und eine Pilotin haben sich in die Siegerlisten der 19 Wochenenden eingetragen. Mit 11 Platzierungen führen Tobias Wendling und seine LS6 die Wertung an. Er hat in der Saison 2022 bereits 16.800 km für den Verein gewertet. Erfreulich sind auch die Ergebnisse aus dem Junioren-Bereich: Erva Satun, Joachim Kaltenborn und Jeremias Proswitz erflogen mehrere Wertungen für das Bundesliga-Team.
DG100G – gemessen und gewogen
Nachdem wir am späten Vormittag den Flugplatz nach dem Quali-Wettbewerb wieder in Betriebsbereitschaft gebracht und in der Boxenhalle die Reste der Abschlußfeier vom Vorabend beseitig hatten, war nach der obligatorischen Mittagsstärkung noch Gelegenheit, in der fast leeren Flugzeughalle unsere DG100G aufzubauen.
Sie wurde in Einzelteilen gewogen, der Schwerpunkt und die maximale Zuladung bestimmt. Die Ruderausschläge wurden gemessen und korrigiert. Etwas Anlauf (3 Versuche) benötigten wir, um das neue, korrekte Kennzeichen im feuerfesten Typenschild zu verewigen. Danach machte Reinhold noch schöne Fotos von den aufgeklebten Kennzeichen für’s Luftfahrtbundesamt.
Bevor die DG wieder im Hänger verschwand nutzen auch noch einige Aspiranten die Chance für eine erste Sitzprobe.
Doch zuerst ist jetzt unser Prüfer an der Reihe: alle Papiere für die Wiederzulassung der D-6433 müssen zur Behörde. Mal schauen, wann wir dann Post aus Braunschweig bekommen.
Quali 2022 – es läuft!


Nach zwei sehr guten Wettbewerbstagen kann man sagen: es läuft!
Für die Piloten hat das Hochdruckwetter trotz der immer wieder abtrocknenden Cumuli sehr gute Thermik zu bieten, die am Mittwoch sogar bis auf 2800m reichte.
In der Offenen Klasse zeichnet sich eine deutliche Überlegenheit der EB29R mit ihrem Piloten Enrique Levin ab. Der amtierende Deutsche Meister der Standard-Klasse rollte die ersten beiden Tage das Feld von hinten auf und war dann mehr als 15 Minuten vor dem Zweitplatzierten zurück in Lachen.
Bei den 18m-Fliegern ist da deutlich mehr Gedränge um die Spitzenplätze: Ex-Weltmeister Matthias Sturm hat sich am ersten Wertungstag an die Spitze gesetzt, doch die Verfolger machten am zweiten Tag wieder Boden gut. In der Spitzengruppe dabei sind auch Laurenz Theisinger aus Landau und Nils Koster vom SSV Ludwigshafen.
Es läuft auch gut am Boden: Wiegen, Gridaufbau, Briefing, Verdichten, Startbereitschaft. Mit den vier Schleppmaschinen und den zahlreichen Eigenstartern in der Offenen Klasse bringen wir das gesamte Feld in 40 Minuten in den Ausklinkraum. Da kann niemand meckern.
Für Reimar und Frank gab es als Wettbewerbsleitung auch noch wenig Anlass für erhöhten Blutdruck.
Nachdem Björn die Kühltheke im Clubheim wieder instandgesetzt hat, läuft es auch vortrefflich mit der Verpflegung: Erva und Claudia versorgen die Helfertruppe mit Köstlichkeiten und abends steht Bar-Mann Jens den Mädels zur Seite.









Quali 2022 – Lachen-Speyerdorf hat begonnen!
Pünktlich um 20 Uhr startete am Dienstagabend die Qualifikationsmeisterschaft zur DM2023 auf dem Flugplatz Lilienthal mit dem Eröffnungsbriefing.
Wettbewerbsleiter Reimar Möller verdeutlichte den 45 angereisten Meisterschafts-Piloten und ihren Helfern die Regeln des auf 10 Tage angesetzten Streckenflug-Wettbewerbs.
Seine einleitenden Worte versprachen ein kurzes, aber knackiges Briefing: neben den sportlichen Wettbewerbsregeln von Loggerintervall bis Ausklinkhöhe gab es noch viele weitere organisatorische Themen. Kurz nach 21 Uhr entließ er die Wettbewerbspiloten in die Nachtruhe.
Montag und Dienstag waren bereits offizielle Trainingstage für die Teilnehmer. Pflichtprogramm dabei war es auch, das Flugzeug und den Piloten der Wettbewerbsleitung vorzustellen. Rheinhold Mallik vom FSV Neustadt prüfte alle Flugzeuge und deren „Papiere“ auf Wettbewerbskonformität. Zudem wurden alle Flugzeuge mitsamt den Piloten gewogen, um auch bei der maximalen Abflugmasse die Chancengleichheit zu gewährleisten.
Am Mittwoch wird der erste Wertungstag sein: ab 8.30 Uhr können die Piloten ihre Flugzeuge auf der Startbahn in die vorgesehene Startreihenfolge bringen. Um 10 Uhr findet dann das tägliche Aufgaben- und Wetterbriefing statt. Sportleiter Frank Schwerdtfeger wird dann zusammen mit Diplom-Meteorologe Karl-Heinz Enderle eine Streckenaufgabe für beide Wertungsklassen der Meisterschaft definieren und den Piloten auch schriftlich aushändigen.
Auf der Wettbewerbsseite www.wettbewerb.fsvn.de wird es ein live-tracking für die am Boden gebliebenen geben.
Hitzewelle – Segelflieger bereiten sich auf Waldbrände vor

Angesichts der enormen Trockenheit und der vom Deutschen Wetterdienst ausgewiesenen Waldbrand- und Grasland-Feuerrisiken bereiten sich auch die Segelflieger vom Flugsportverein Neustadt auf ihre Aufgabe als Feuermelder vor.
Beim morgendlichen Briefing vor der Flugzeughalle wurde die Meldekette im Brandfall detailliert besprochen: nach dem Entdecken eines Brandes ist es essentiell eine möglichst genaue Position der Flammen zu bestimmen. Über den Flugfunk soll diese an die Bodenstelle am Otto-Lilienthal-Flugplatz übermittelt werden. Der diensthabende Flugleiter wird dann die Rettungsleitstelle Vorderpfalz in Ludwigshafen kontaktieren und die Brandstelle möglichst genau beschreiben.
Im Pfälzerwald kann das natürlich etwas schwierig werden. Die Segelflugzeuge verfügen heutzutage über GPS-Empfänger, sodaß der Pilot auf wenige Meter genau sagen kann, wo er sich befindet.
Für die Feuerwehr wird es dann aber nicht ganz so einfach die Koordinaten der Satellitennavigation anzufahren. Eine gute Referenz können hier die ausgewiesenen Rettungspunkte im Wald sein. Diese sind den Ortfeuerwehren bestens bekannt. Mit einer Handy-App lässt sich auch ganz einfach die Richtung und Entfernung zum nächsten Rettungspunkt bestimmen. Flugleiter und Leitstelle können danach mittels digitaler Karten die Anfahrwege zur Brandstelle besprechen und an die alarmierten Löschzüge senden.
Die erhöhte Wachsamkeit der Segelflieger richtet sich auch auf das heimische Fluggelände in Lachen-Speyerdorf: die Trockenrasen- und Magerwiesenflächen der ehemaligen Allmende-Viehweiden sind stark ausgetrocknet. Die Brandgefahr ist entsprechend hoch. Deshalb möchte der Verein alle an das bestehende Rauchverbot auf den Betriebsflächen erinnern!